11 April 2023

Beeiflusst Stress Tinnitus?

Leiden unter Tinnitus

Menschen mit Tinnitus sind oft auch psychisch belastet, weil das menschliche Hörsystem direkt mit dem limbischen System im Gehirn verbunden ist, das unsere Gefühle und Emotionen steuert.

Die meisten Tinnitus Betroffenen können aus eigener Erfahrung bestätigen, dass ein enger Zusammenhang zwischen Tinnitus und psychischer Belastung besteht.

Denn oft trifft mindestens einer der folgenden Punkte zu:

·      Der Tinnitus tritt erstmals in Zeiten extremer Belastung auf.

·     Ein bestehender Tinnitus wird unter Stress lauter und lästiger.

·     Ein Tinnitus tritt vor allem auf, wenn die Belastung ein bestimmtes Niveau überschreitet.

Wahrscheinlich hängt die Tinnitus Wahrnehmung also nicht nur von der Aktivität des Hörsystems ab, sondern auch maßgeblich vom emotionalen Bewertungssystem des Gehirns, dem sogenannten limbischen System.

Forscher fanden heraus, dass Tinnitus entsteht, wenn das limbische System nicht verhindert, dass die vom Gehirn produzierten Töne in die bewusste auditive Verarbeitung gelangen.

Das limbische System ist eine Funktionseinheit im Gehirn, die unsere Emotionen verarbeitet. Es besteht aus mehreren Teilen des Gehirns, die eng zusammenarbeiten. Es erkennt, bewertet und verarbeitet neuartige Reize. Unterschiedliche Komponenten übernehmen hier auch unterschiedliche Aufgaben. So sorgt der Hippocampus dafür, dass Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis gelangen und später abgerufen werden können. Die Amygdala ist für die Angsterzeugung und die Auswertung aller Informationen zuständig. Der Gyrus cinguli ist für das räumliche Gedächtnis verantwortlich.

Das limbische System ist kein einzelnes Organ, sondern ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Teile des Gehirns.

Ursache für Tinnitus sind häufig Defekte, wie zum Beispiel eine Schädigung der Haarzellen im Innenohr. Laut der vorherrschenden Theorie wird Tinnitus durch einen Umbauprozess im Gehirn verursacht. Wenn beispielsweise zu viel Lärm Haarzellen im Innenohr schädigt, die bestimmten Frequenzen zugeordnet sind, erhalten die entsprechenden Neuronen im Hörkortex keinen akustischen Input mehr. Dadurch greifen sie auf Informationen benachbarter Nervenzellen zu, die für benachbarte Frequenzen stehen. Diese Frequenzen sind dann in der Hörrinde überrepräsentiert und bilden nun die lästigen Tinnitus Geräusche.

Forscher wie der Neurophysiologe Josef Rauschecker vom Georgetown University Medical Center in Washington halten eine umgebaute Hörrinde zwar für eine notwendige Bedingung von Tinnitus, aber längst nicht für die alleinige. „Immerhin entwickeln nur 20 bis 40 Prozent der Betroffenen mit lärmbedingtem Hörverlust das nervtötende Klingeln“, sagt er. „Ein Modell meiner Arbeitsgruppe schreibt daher dem limbischen System eine ebenfalls entscheidende Rolle zu.“

Normalerweise kann das limbische System Tinnitus-Signale aus der Hörrinde unterdrücken. Wie Forscher jedoch mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens zeigen konnten, war bei Tinnitus-Patienten das Volumen dieser Hirnregion reduziert. Einfach ausgedrückt, der Rauschunterdrückungsschalter im limbischen System funktionierte nicht richtig.

Darum können manche Betroffene den Tinnitus vielleicht ausblenden und andere nicht.

Wenn die subjektive Bedeutung des Tinnitus hoch ist, kann es schwierig oder unmöglich sein, sich davon abzulenken. Das limbische System sorgt für die emotional negative Bewertung, wenn Angstgefühle und negative Gedanken vorherrschen und unterdrückt die Geräusche deshalb nicht.

Auch der Hippocampus mit seinem Gedächtnisnetzwerk spielt eine entscheidende Rolle – vor allem beim chronischen Tinnitus. Man geht von einer Art Tinnitus-Gedächtnis aus. Da es im Frequenzbereich der zerstörten Haarzellen keinen neuen Input gebe, könne die Gedächtnisspur von dem Störgeräusch nicht neu überschrieben werden.

So erklärt sich vielleicht die Hartnäckigkeit der Tinnitus-Wahrnehmung.


Was also tun?

Tinnitus lässt sich also nicht einfach "abschalten". Allerdings kann man lernen ihn neu zu bewerten, so dass man ihn nicht mehr so intensiv wahrnimmt und die negativen Gedanken und Gefühle bezüglich des Tinnitus abnehmen.

Ziel ist, dass der Tinnitus nach und nach immer mehr an Bedeutung verliert und ein normaler Alltag wieder möglich wird. Glücklicherweise funktioniert das unabhängig von der möglichen Ursache.

Das Tinnitus Coaching verspricht keine Heilung, es kann aber dazu beitragen, deine Lebensqualität entscheidend zu verbessern. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass du nicht länger der ausgelieferte, passiv Leidende bist, sondern, dass du aktiv etwas zur Verringerung deiner Tinnitus Belastung und zur Steigerung deiner Lebensqualität beitragen kann, dass du sozusagen dein eigener Coach für deinen Tinnitus wirst.

Denn die Qualität deines Lebens bestimmt darüber wie zufrieden du bist und wie oft du lachen kannst.

In meinem Coaching fördert Mentaltraining und die Arbeit mit dem Unterbewusstsein:

  • das Erreichen einer neutralen Bewertung
  • das Erleben positiver Emotionen
  • die Verringerung von Angstzuständen
  • die Vermeidung von Stressfaktoren
  • die Fähigkeit wieder entspannen zu können

Wir können den Tinnitus nicht abschalten, aber wir können neue Bahnen bilden und unserem

limbischen System lernen, dass der Tinnitus für uns weder wichtig, noch gefährlich ist.

Dein Kopf weiß das wahrscheinlich schon, aber glaubt auch dein Unterbewusstsein daran?

 Herzliche Grüße

Heidi Gilgert

Tinnitus Coach, Hörakustikmeisterin, Psychologische Beraterin, Entspannungspädagogin

innersmile.tinnitus.life.coaching


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